Die Geschichte der Gemeinde Lauterach & Teilorten
Siedlung und Gemarkung. - Der Name Lutra begegnet uns erstmals in einer Schenkungsnotiz des 13. Jahrhundert wohl für das Jahr 1229 oder früher, in urkundlicher Überlieferung in der Form Lutrun erst 1383. Der Ortsname ist vom Gewässernamen Lauter abgeleitet und bedeutet “reiner Bach”; der Ort ist wahrscheinlich in der hochmittelalterlichen Ausbauphase des 9.-13. Jahrhundert entstanden. Er bestand 1492 aus 14 bewohnten Gütern, 1 Hofstatt und 1 unbebauten Gut; möglicherweise gab es weitere 2-3 ausherrische Güter. 1627 umfasste der Ort 20-21 Güter, darunter 7 Selden.
Die Laufenmühle wird als “inferius molendinum ad Loufen iuxta fluvium Lutrun” in der Überlieferung des 16. Jahrhundert für das frühe 12. Jahrhundert erstmals erwähnt; sie heißt 1492 “Lauffen die mulin”. Die erste sichere Erwähnung von Neuburg erfolgt in einer Urkunde um 1260, die früher herangezogenen Belege (um 1127 sowie 1171) sind Verlesungen bzw. eine Fälschung. Der Ortsname “Neue Burg” ist als Gegensatzbildung zur Altenburg auf Gemarkung Obermarchtal zu erklären.
Die Burg Reichenstein wird erstmals 1276 erwähnt; ihr Name bedeutet reiche oder mächtige Burg; sie könnte im 13. Jahrhundert erbaut worden sein. Der gleichnamige Ort entstand als ihr Burgweiler. Er umfasste 1492 nur 3 Bauernstellen und wuchs bis 1627 auf 6 Stellen (4 Maier und 2 Seldner) an.
Talheim, als “Heim über dem (Donau)Tal” zu erklären, wird ins 7. Jahrhundert zurückreichen; urkundlich wird es erstmals 776 als Thalaheim erwähnt, als Asulf, ein Verwandter des Ahalolfingers Agylulf, dem Kloster St. Gallen zwei hiesige Leibeigene schenkt. Der Ort bestand zu Anfang des 30j. Kriegs aus wohl 7 Bauernstellen.
Nordnordwestlich von Lauterach hat eine Rodeinsel westlich der Straße nach Mundingen den Flurnamen Mahlstetten; er könnte den Platz einer abgegangenen und nie erwähnten Siedlung andeuten. Pheternowe, nur einmal im 13. Jahrhundert im Zusammenhang mit Kloster Marchtal erwähnt, soll in der Nähe von Talheim abgegangen sein. Wohl 1229 wird Ulrich von Alricheswilaer als Salemer Lehenmann für ein in Lauterach gelegenes Gut erwähnt; der Ort könnte bei Lauterach oder im oberen Lautertal gelegen haben. Das ebenfalls im frühen 13. Jahrhundert einmal in Marchtaler Quellen erwähnte Underach mag ebenfalls im Raum Lauterach zu suchen sein.
Den ersten Einblick in die Lauteracher Herrschaftsverhältnisse erhält mit 1299, als der Freie (liber homo) Konrad gen. Wenige von Lutra sich und sein Gut dem Kloster Salem aufgab und vom Kloster die Verleihung an Ulrich von Alricheswilaer erreichte. Graf Hartmann von Württemberg, in dessen Grafschaft der Ort lag, focht die Auflassung an. In der Folge ging Lauterach mit der Burg Reichenstein (s. u.).
Die Laufenmühle wurde im frühen 12. Jahrhundert von dem Niederadeligen Kuno von Marchtal Verkaufsurkunden von 1492 und 1499 genannte Mühle lag ganz eindeutig in Lauterach und wird in den Zwiefalter Lagerbüchern von der Laufenmühle sorgfältig getrennt.
Mit Teilen der Grafschaft Wartstein wurde auch Neuburg samt Hoch- und Niedergericht, Patronat sowie einigen Äckern und Wiesen um oder vor 1300 von den Grafen von Wartstein, einer Nebenlinie der Grafen von Berg, an das Haus Habsburg verkauft. Herzog Sigmund von der Linie Habsburg-Tirol schenkte 1468 die Kirche samt ihren Gütern der Universität Freiburg, die bis ins 19. Jahrhundert von ihnen Abgaben erhielt. Kloster Zwiefalten brachte vor 1551 die obrigkeitlichen Rechte an sich und bezog aus den zwei Gütern Dienstgelder.
Ob es sich bei dem 1276 erwähnten Anselm von Reichenstein und dem 1300 vorkommenden Konrad um Mitglieder einer eigenständigen Adelsfamilie oder um Vertreter der auf der benachbarten Burg Rechtenstein beheimateten Familie Stein (Lapis) handelt, muss offenbleiben. Ein Anselm vom Stein begegnet seit 1289, Konrad kommt öfters vor. Sicher ist, dass seit spätestens um 1363 die Burg in der Hand der Familie vom Stein war, deren entsprechende Mitglieder sich “vom Stein zu Reichenstein” nannten.
Etwas später muss die Familie von Reischach wenigstens Miteigentum erworben haben, denn 1401 machte Eberhard von Reischach zu Reichenstein seine Burg Reichenstein Graf Eberhard III von Württemberg zum offenen Haus. Ob die Belege, die die Familie Reischach mit einer Burg Reichenstein verbinden, auf die hiesige Burg zu beziehen sind, muss offenbleiben. Angeblich soll ein Rudolf von Reichenstein 1394 und 1420 die Burg von Württemberg zu Lehen getragen haben. Der Familienzweig vom Stein zu Reichenstein starb vor 1481 mit Jörg aus; seine Erben, die Brüder Stephan von Schwangau zu Hohenhinterschwangau, Kaspar von Schwangau zu Schwanstein und Wolf von Schwangau zu Hinterhohenschwangau sowie deren Vettern, die Brüder Endres und Mathis von Hoheneck zu Filseck, verkauften schon 1492 Schloß Reichenstein mit Gericht, Zwing, Bann und Ehehafte, den Vorhof, 4 Baumgärten, die Hanfgärten, 45 J Acker in jedem Esch, die Landgarbe, über 15 Mm Wiesen, mehr als 800 J Holzmark sowie zwei Güter in Reichenstein, das Dorf Lauterach mit Gericht, Zwing, und Bann samt 1 Hof, 8 Gütern, 1 Mühle, 1 Tafer, 1 Schmiede, 1 Hirtenhaus, 1 Hofstatt und 1 unbebauten Gut, den Weiler Talheim mit Gericht, Zwing, Bann, 1 Hof und 3 Gütern sowie allen zum Schloß gehörenden um 5900 fl an Gilg Rietter von Bocksberg. Dieser veräußerte den Kauf schon 1499 um 6000 fl an Abt Georg und das Kloster Zwiefalten. Das Schloß soll im Bauernkrieg zerstört worden sein und wird um 1600 als alter Burgstall bezeichnet.
Von mehreren Adeligen, die sich nach einem Talheim nannten, ist nicht klar, ob sie nach hier gehören: Benno machte dem Kloster Zwiefalten im frühen 12. Jahrhundert eine Schenkung in Wilzingen, Ulrich war um 1200 Mönch daselbst und Konrad, 1265-1296 vorkommend, war Lehensträger der Grafen von Grüningen in Binzwangen und des Kloster Zwiefalten in Daugendorf und Bibruck. Spätestens seit dem 14. Jahrhundert muss Talheim überwiegend ein Annex der Burg Reichenstein gewesen sein, während anderes zwiefaltisch war oder zur Burg Reichenstein gehörte. Hoheits- und Gerichtsrechte in Talheim wurden 1492 und 1499 mit der Burg Reichenstein verkauft. Franz Wilhelm vom Stein zu Reichenstein vertauschte 1682 seinen Anteil an Emeringen an Kloster Zwiefalten und erhielt u.a. dessen Anteil am Weiler Talheim samt allen Hoheits- und Gerichtsrechten. Als die Familie 1743 im Mannesstamm erlosch, brachten die Miterben von Freyberg-Hürbel und Grafen Fugier den Ort an sich, der 1806 an Württemberg fiel.
Nach dem Anfall an Württemberg 1803 bildeten zunächst Lauterach mit Neuburg sowie Reichenstein mit Laufenmühle je eine Gemeinde des OA Zweifelten; 1809/10 zählten sie zur Schultheißerei Kirchen des OA Zwiefalten, seit 1810 des OA Ehingen. Vor 1812 wurden sie zur Gemeinde Lauterach vereinigt. Talheim, das nach dem Anfall an Württemberg 1806 zuerst zum Patrimonialamt Rechtenstein, dann 1809/10 zum Unteramt Obermarchtal (seit 1812 Schultheißerei) des OA Ehingen gehörte, wurde nach 1815 Teil der Gemeinde Lauterach, die zum OA, seit 1938 Lkr. Ehingen zählte.
Bei der Verwaltungsreform im Jahr 1973 trat die Gemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Munderkingen bei und behielt so ihre Eigenständigkeit. Weitere Mitglieder der Verwaltungsgemeinschaft sind neben der Stadt Munderkingen die Gemeinden Emeringen, Emerkingen,, Grundsheim, Hausen am Bussen, Obermarchtal, Oberstadion, Rechtenstein, Rottenacker, Untermarchtal, Unterstadion und Unterwachingen,